Kurzandacht

Adventsandacht

Während ich diese Zeilen schreibe, ist es noch herbstlich. Die länger werdenden Nächte und die kälter werdenden Tage geben aber schon einen Vorgeschmack auf den langen Winter. Und ich bin umgeben von Berichten in den Medien, die Ängste heraufbeschwören. Berichte von Krieg und Energiekrise. Wird dieser Winter besonders kalt und dunkel? Wird es Zeiten ohne Strom und Heizung geben? Oder wird die ausreichende Versorgung zwar gegeben sein, aber die Energiepreise werden uns die Wärme im Wohnzimmer nicht mehr wie gewohnt erlauben? Was kommt in der Advents- und Weihnachtszeit auf uns zu?

Die Adventszeit ist DIE Zeit des Wartens und der Sehnsucht. Das habe ich in den letzten beiden Jahren besonders und neu erlebt. Während wir uns 2020 danach sehnten, die Isolation verlassen und uns zum Gottesdienst und zum Feiern treffen zu können, waren 2021 Weihnachtsgottesdienste und Feiern zwar wieder möglich, aber wir sehnten uns danach, Gemeinschaft wieder unbeschränkt und ungetrübt genießen zu können. Und 2022? Wir sehnen uns nach Frieden.

Die Menschen - heute wie damals - würden sich wohl eher wünschen, dass die Machthaber und Tyrannen dieser Welt in ihre Schranken verwiesen werden, ihnen das Heft aus der Hand genommen und Platz für eine andere, bessere Welt geschaffen wird. Doch Gott antwortet ganz anders als erhofft und erwartet. Er konfrontiert uns nicht mit noch mehr Machtdenken und Machtstreben und auch nicht mit wirtschaftlicher, politischer oder militärischer Stärke. Stattdessen will er selbst uns nahe sein. Er begibt sich zu uns auf Augenhöhe, wird für uns in einem hilflosen Kind sichtbar und führt uns damit vor Augen, wohin das Zeigen von Schwäche, Hilflosigkeit und Verletzlichkeit (all das, worauf wir wahrscheinlich keinen Pfifferling gesetzt hätten) führen kann.

Dass es dahin auch führen wird, daran habe ich keinen Zweifel. Es wird Wirklichkeit werden wie auch die anderen Engelsbotschaften an Maria, Elisabeth und die Hirten. Bis es dahin führen wird, bis der Weg dorthin abgeschlossen ist, dürfen auch wir uns vom Zuspruch an die Hirten angesprochen fühlen: „Fürchtet euch nicht!“ Denn wir sind zwar weiter mit unserer Schwäche, Hilflosigkeit und Verletzlichkeit unterwegs, aber auch mit Gottes Begleitung an unserer Seite.
Wohin die Reise geht, wohin er uns letztlich führen wird, davon singen die Engel in der Weihnachtsnacht: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Gabi Kastantiotis, Prädikantin