Gottesdienst: Festgottesdienst zum Ostersonntag aus der Christuskirche
PredigerIn: Pfarrer Dirk Dempewolf
Predigt zu Matthäus 28,1-10
Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
„frohe Ostern, das haben wir uns verdient.“ So wirbt Aldi für seine Produkte und ich frage mich, ob deren Werbeberater ehemalige Theologen sind, die immer genau das Gegenteil von dem predigen, was wir in der Bibel lesen.
Kann man sich etwas verdienen, das weit jenseits der eigenen Möglichkeiten ist? Etwas, das nicht naturgesetzlich vorgegeben ist, sondern freie Gabe Gottes?
Kann ich mir die Auferstehung verdienen?
Kann ich Gottes Liebe erzwingen?
Wir Evangelischen haben bei Marin Luther gelernt, dass Gottes Gnade freiwillig und unverdient ist. Und die Auferstehung der Toten ist die größte Gnade und bleibt jenseits unserer Vorstellungskraft.
Auch das sich belebende Totenfeld des Ezechiel ist ein Bild für das Unbeschreibbare, das Gott seinem Volk schenken wird. Es ist ein Geschenk seiner Liebe und Zuwendung über den körperlichen Tod hinaus.
Die Christin und der Christ erlebt alles Gute im Leben als Geschenk Gottes. Das Schlechte ist für sie bestenfalls eine Herausforderung, schlimmstenfalls eine Strafe. Etwas das man er der Liebe Gottes eigentlich nicht zutraut. Etwas das den Verstehens Horizont der Menschen übersteigt und auf eine Erklärung durch Gott selbst wartet. Manchmal hat er oder sie etwas für die Gaben Gottes getan, meist nicht. Vor allem bei den überraschenden Gaben nicht. Verdienen kann man sich die Gnade Gottes nicht. Sie kommt, will Gott sie gibt.
Von der überraschenden Gnade aller Gnaden berichtet unser Predigttext für die Osternacht. Er steht im Evangelium nach Matthäus in Kapitel 28 die Verse 1 bis 10:
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen. Amen
Zum Ende der Sperrstunde hin gehen Maria und Maria Magdalena zum Grab Jesu. Jetzt dürfen sie. Der Sabbat ist vorüber und die Römer haben die Stadttore geöffnet. Da geschieht ein Erdbeben, das die Grabwächter und die Frauen als Folge der Erscheinung eines Engels erleben, und das Grab Jesu öffnet sich.
Steht Jesus von den Toten auf, als die Erde bebt, ist das Beben also ein Zeichen der Auferstehung. Ist es ein Eingriffs Gottes in die Naturgesetzte seiner Schöpfung? Oder trifft die Herrlichkeit Gottes schwer auf die Erde als der Engel erscheint?
Die Frauen sehen von der Auferstehung nichts. Sie ist geschehen als der Engel mit ihnen spricht und Jesus begegnet ihnen schon als Auferstandener.
Die Frauen fürchten sich und werden vom Engel mit einer guten Nachricht begrüßt. Die bewaffneten Männer verfallen vor Angst in eine katatonische Starre und erleben statt der Herrlichkeit Gottes nur eine todesähnliche Lähmung. Wie Matthäus später anmerkt, lassen sich die Wächter dafür bezahlen, zu berichten, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen. Die Männer verpassen die Nähe Gottes und die Frauen gehen mit Ehrfurcht und Freude vom Grab. Die bestechlichen, ängstlichen Männer haben ihre Namen in der Geschichte verloren. Die Frauen, die Marias sind bis heute mit Namen als erste Auferstehungszeuginnen und Apostelinnen der Geschichte bekannt.
Die markantere der beiden Frauen ist Maria aus Migdal. Seit der frühen Kirche hat sie die Phantasie der Theologen und Männer angeregt. Manche behaupten, sie sei die Ehefrau Jesu gewesen. Sie sei die namenlose Sünderin gewesen, sagen manche, die Jesus mit Öl gesalbt hat. Bei Sünderin denken dann viele an Ehebruch und Prostitution und so wird Maria aus Migdal die Sünderin, die sich durch Jesus zur Heiligen wandelt. All das bleiben Männerphantasien, die in der Bibel nicht begründbar sind. Belegbar ist, dass diese erste Apostelin in der frühen christlichen Gemeinde eine besondere Rolle hatte und deswegen hat sich neben ihrem Vornamen ihr Wohnort erhalten, wird sie plastischer als die andere Maria am Grab.
Franz Alt hat ein neues Buch über Maria und Judas verfasst und weiß es ganz genau, wer beide waren, was die Kirche falsch macht und wie sie es richtigmachen müsste.
Beide Frauen miteinander lassen die Wächter und den Engel hinter sich und begegnen dem Auferstandenen Christus und dürfen ihn sogar berühren. Wie schon der Engel vorher beruhigt er die Frauen und sendet sie zu den Jüngern und lädt diese ein, ihn in Galiläa zu treffen. Damit hat sich ihr Auftrag erst einmal erschöpft. Sie scheinen die Jünger überzeugt zu haben. Denn am Ende des Evangeliums begegnet Christus ihnen auf einem Berg in Galiläa und beauftragt sie dann für ihre Aufgabe.
Hier spricht der erste Auferstandene von den Toten mit denen, die ihm vom Tod, von der Lähmung zum Leben nachfolgen sollen. Die Auferstehung geht viral, weil Jesus Gottes Geschenk mit allen teilt. Alle Menschen werden Brüder - und natürlich Schwestern, so nennt Christus seine Jünger nun und sie sind es und wir auch. So sind wir Brüder und Schwestern des Auferstandenen Christus, der dieses Geschenk der Gnade Gottes überraschend mit uns teilt und uns damit die Augen öffnet für sein Leben und seine Mission, für seinen Blick auf Gott.
Verdient haben wir dabei wenig, bekommen haben wir alles aus der Gnade Gottes: Die Liebe Gottes, die nicht endet mit unserem Tod, die Gemeinschaft der Geschwister Christi überall auf dieser Welt und damit Hoffnung für die ganze Schöpfung, dass Gott sie nicht alleine lässt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen