Gründonnerstag: Predigt zu Matthäus 26,17-30

Predigttext: Matthäus 26,17-30
Gottesdienst: Gründonnerstag
PredigerIn: Pfarrer Dirk Dempewolf

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

Anfang März letzten Jahres haben wir zum letzten Mal in dieser Gemeinde Abendmahl gefeiert. Manche von uns vermissen es und wünsche sich bald wieder ein Abendmahl im Gottesdienst. Manche möchten es sowieso nicht so häufig feiern und vermissen es wenig.

Gleichzeitig wird für den ökumenischen Kirchentag in Frankfurt/ Main in diesem Jahr heftig darüber diskutiert, ob endlich ökumenisch Abendmahl gefeiert werden darf. Viele ökumenisch engagierte oder mit evangelischen Christen verheiratete Christen besonders Katholiken sind dafür. Die katholische Leitung sieht den Zeitpunkt noch nicht gekommen, weil Abendmahlsgemeinschaft für sie auch Kirchengemeinschaft bedeutet, die evangelische Leitung hält sich zurück und will den Partner nicht drängen. Nun wird der Kirchentag vor allem digital und die Frage stellt sich in der Praxis kaum.

Aus einem Mahl Jesu mit seinen Jüngern wurde ein Sakrament, das die Nachfolger der Jünger heute voneinander trennt. Nun zurück zum Anfang. Zu dem Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Der Predigttext im Evangelium nach Matthäus Kapitel 26 die Verse 17 bis 30 erzählt von diesem Mahl:
Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.
Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich's? Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.
Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.
Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Amen

Gerahmt ist die Geschichte vom Abendmahl von der Salbung durch die unbekannte Sünderin und die negative Reaktion der Jünger darauf und den Verrat des Judas davor und der Ankündigung der Verleugnung des Petrus danach. Jesus muss seine Jünger schon sehr gemocht haben, um mit ihnen dann noch ein Fest zu Feiern. Das Passafest ist dann auch noch das wichtigste im jüdischen Festkreis, weil mit der Befreiung aus Ägypten die Geschichte des Volkes Israel beginnt.

Jesus hat einen Ort zum Feiern ausgemacht und seine Jünger bereiten für den Abend das Essen und den Raum vor. Es wird dann auch nicht das schönste Passafest, das die Jünger gefeiert haben. Während des Essens weist Jesus auf den Verrat an die Jerusalemer Behörden hin und damit den Beginn seines Leidens und Sterbens und Judas wird bloßgestellt und den Konsequenzen seines Verrats übergeben. Er bleibt aber am Tisch. Die Laune der Jünger ist nun ganz verdorben.

In dieses verdorbene Fest hinein nimmt Jesus nun Abschied von seinen Jüngern, indem er einen Teil des traditionellen Passamahles auf sein Leben, Sterben und Auferstehen hin interpretiert.

Das Brot, das an die schnelle Flucht aus Ägypten und die Befreiung erinnert, ist nun der Leib Jesu, der von der Gottesferne befreit. Diese Befreiung und ein neuer Bund zwischen Gott und den Menschen ist nicht ohne das Blutvergießen am Kreuz denkbar. Der Wein im Kelch symbolisiert dieses Blut und Leiden Christi.

Mit dem Wort symbolisiert habe ich mich in den theologischen Diskussionen schon auf der protestantischen Seite positioniert. Aber mir geht es nicht um Position, sondern um die Praxis des Abendmahls. Aus dem Text lassen sich einige wichtige Details herauslesen.
Jesus bereitet den Ort und lädt zum Fest der Befreiung ein. Nicht die Jünger, nicht eine Gemeinde.
Jesus feiert mit allen Jüngern, auch mit den Nörgelanten, den Verrätern und Verleugnern. Vielleicht sogar gerade mit diesen.
In die Stimmung des Festes mischt sich auch das Versagen und Unverständnis der Jünger und macht die Feier mindestens nachdenklich, nie ausgelassen.
Die Gemeinschaft der Jünger untereinander und der neue Bund mit Gott sind erkauft durch das Leiden und den Tod Christi.
Das macht das Abendmahl zu einem Sakrament zu einem besonderen Bundeszeichen, zu einem Zeichen der Liebe des leidenden und sterbenden Gottes.

Das haben die Jünger schon kurz nach der Auferstehung verstanden und nie aufgehört es zu feiern als Erinnerung an die Befreiung des Volkes Gottes aus der Gottesferne durch die geschwisterliche Gemeinschaft mit Jesus Christus.

Der Abschluss der Erzählung ist ein Versprechen Jesu. Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.
Jesus fastet Wein bis wir alle im Reich Gottes angekommen sind. Der Herr der Welt verzichtet auf das Zeichen des Festes und der Freude bis der letzte Lump bei ihm angekommen ist.

Vielleicht hat das die Laune der Jünger etwas gehoben, obwohl sie nicht genau verstanden, was Jesus da zu ihnen über seinen nahen Tod gesagt hatte. Am Ende gehen sie hinaus mit dem traditionellen Lobgebet am Passafest. Am Ende ihrer Zeit mit Jesus.

am ende von Wilhelm Bruners:

am ende loben können
der tag ist grau
die zeitung
voll dunkler nachrichten

am ende loben können
der abschied steht
in den augen
die hände feucht

am Ende loben können
noch einmal der
blick zurück
keineswegs alles heil

am ende loben können
weil es dich
in allem gibt
G0TT

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere
Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen